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Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

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Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

Technische Eigenschaften. Verbraucherinformationen.

Von der Neuentwicklung von „Sparring-Vist“ aus Lwiw hörte ich bereits Ende 2011. Ich durfte sogar das eigentlich geheime Gerät während der anfänglichen Projektphase auf einem Computerbildschirm bestaunen. Und schon am Ende des Sommers bekam ich dann das fertige Gerät zum testen – eine kleine schwarze Box zusammen mit einem Samsung Galaxy S Smartphone.

Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

Das Gerät besteht aus einer kleinen Plastikbox mit abgerundeten Ecken, vielleicht etwas grösser als ein Schlüsselanhänger. Der Plastik aus dem das Gehäuse gefertigt wird ist matt und macht einen schlagfesten Eindruck. Die Einzelteile des Gehäuses sind fest miteinander verbunden, es quietscht also nichts, auch wenn das Gehäuse stark zusammengedrückt wird. Die Batteriefachabdeckung hingegen macht keinen robusten Eindruck und wackelt etwas (ich hatte allerdings einen Prototypen, der Hersteller hat versprochen die Abdeckung in der finalen Version zu überarbeiten). Auf der Frontseite befindet sich die Ein/Aus- Taste und eine Leuchtdiode, die während des Betriebs grün und bei geringem Akkustand rot blinkt.

Das Gerät wird in einer weißen schachtel aus Pappe ausgeliefert.
Zum Lieferumfang gehören das „Gamma Sapiens“ Grundgerät, ein Lederetui, die Gebrauchsanleitung und der Garantieschein.

Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

Nach der äußeren Beschreibung möchte ich ein paar Details über die Elektronik im Inneren des „Gamma Sapiens“ erwähnen, ohne dabei das Gerät aufzuschrauben. Es beinhaltet eine ausgeklügelte Schaltung auf der Basis der SBM-20 Detektoren. Wenn man so will, ist es eine Version des neuen Terra MKS-05, ohne Display, jedoch mit einer anderen Firmware (das Gerät reagiert schneller auf die Schwankungen der Strahlungsintensität) und ohne die Möglichkeit, Betastrahlen zu erfassen. Das Letztere ist offensichtlich eine Entwicklungsbesonderheit. Wie auf dem Foto unten links zu sehen ist, wurde der Detektor zwischen den beiden Batterien platziert. Um Platz zu sparen, hat man bewusst auf den Deckel (Betafilter) verzichtet und somit die Funktion des Erfassens der Betastrahlen verloren. Andererseits bietet der Hersteller genug alternative Lösungen wie etwa das Terra MKS-05 und das Stora-TU (letztere Versionen mit Bluetooth) an, wenn man außer der Gammastrahlung noch zusätzlich die Betastrahlung messen möchte.

Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

Verwendung

  • Messen der akkumulierten Dosis von Gammastrahlung (Äquivalentdosis);
  • Messen der Äquivalentdosisleistung;
  • Datentransfer der Messwerte über Bluetooth zu einem Smartphone oder Tablet PC.

Besonderheiten

  • Eingebautes Geiger-Müller Zählrohr (ca.10-15 s Messzeit sind für einen akzeptablen Messwert ausreichend);
  • Bluetooth Verbindung mit Smartphone oder Tablet PC auf der Android Basis;
  • Messwertübertragung in Echtzeit vom Detektor zum Smartphone/Tablet PC;
  • Signalisierung der Qualität der Verbindung zum Smartphone/Tablet PC durch eine Leuchtdiode;
  • Signalisierung der Entladung von Batterien durch eine Leuchtdiode;
  • Schutzklasse IP30;
  • Stromversorgung durch 2 AAA Batterien.

Technische Daten

  • Messbereiche und Toleranzen der Messgenauigkeit:
  • Messbereich der Dosisleistung von Gammastrahlung
uSv/h
0,1…5000
  • Grenze der zulässigen relativen Messtoleranz der Dosisleistung ionisierender Photonenstrahlung mit der Wahrscheinlichkeit von 0,95 (137Cs)
%
25+H*(10), H*(10) - der Wert der gemessenen Dosisleistung in uSv/h
  • Messbereich der Dosis
mSv
0,001 - 9999
  • Grenze der zulässigen relativen Messtoleranz der Dosis von ionisierender Photonenstrahlung mit der Wahrscheinlichkeit von 0,95
%
25
  • Messempfindlichkeit und Energieabhängigkeit:
  • Gammastrahlung
MeV
0,05…3,0
  • Energieabhängigkeit der Messergebnisse von Dosis- und Dosisleistung bei einem Energiemessbereich von 0,05 bis 1,25 MeV
%
25
  • Bluetooth Empfangsbereich der Verbindung mit dem Smartphone/Tablet PC, nicht weniger als
m
5
  • Betriebsdauer des Detektors mit zwei Batterien (ENERGIZER, 1280 mA/h) unter natürlicher Hintergrundstrahlung, nicht weniger als
Stunden
60
  • Gewicht ohne Batterien
kg
0,05
  • Betriebstemperatur
°С
-18…+50
  • Abmessungen
mm
19×40×95

Nun möchte ich zu der mitgelieferten Software „GS Ecotest“ kommen. Anstatt die komplette Gebrauchsanleitung abzutippen, werde ich nur die wesentlichen Funktionen und Besonderheiten erläutern.

Es dürfte klar sein, dass „Gamma Sapiens“ nur ein Teil eines gesamten Messgerätes ist und für einen vollwertigen Betrieb eine Bedieneinheit in Form eines Smartphone/Tablet PCs mit Android 2.2 oder höher mit Bluetooth benötigt wird. In meinem Fall war das ein Samsung Galaxy S Wi-Fi 4.0. Der Hersteller verspricht in näherer Zukunft die iPhone/iPad Besitzer mit einer Softwareversion für iOS zu beglücken.

Was vermage also das „Gamma Sapiens“ in Verbindung mit der mitgelieferten Software zu leisten? Das Messen der Äquivalentdosisleistung von Gammastrahlung; das Messen der akkumulierten Dosis von Gammastrahlung; das Speichern der einzelnen Messpunkte mit Angaben der Zeit, des Datums, der geographischen Koordinaten und Kommentare, das Speichern der Dosis während einer bestimmten Zeit (Session), das Programmieren einer beliebigen Zahl von Warnschwellen der Dosis und der Dosisleistung, das Anzeigen der Messwerte in Verbindung mit Google Maps. Solch eine umfangreiche Menge an Funktionen ist selbst für eine professionelle Anwendung völlig ausreichend. Die Bedienoberfläche der Software ist sehr simpel und verständlich, so dass ich mir die Bedienungsanleitung erst einen Monat später aus reinem Interesse angeschaut habe.

Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

Man kann zwischen vier Varianten der Anzeigedarstellung von Äquivalentdosisleistung wählen. Ich finde die Kreisskala persönlich am besten, weil sie die Farbe und den Maßstab im Verhältnis zu der gemessenen Intensivität der Dosisleistung ändert. Die erste „grüne“ Skala: 0 – 1 uSv/h, die zweite «gelbe“ Skala: 0 – 100 uSv/h, dritte „orange“: 0 – 1 mSv/h und die vierte „rote“: 0 – 10 mSv/h. Bemerkenswert ist auch dass das Gerät trotz der angegebenen oberen Grenze von 5 mSv/h wesentlich höhere Werte relativ genau messen kann. Wie man auf dem Foto unten sieht, reicht die Kreisskala nicht aus, und der Zeiger macht nach einer vollen Runde eine weitere.

Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“ Der intellektuelle Strahlendetektor „Gamma Sapiens“

Was mir gefällt: „Gamma Sapiens“ - großer Messbereich der Äquivalentdosisleistung (viel größer als vom Hersteller angegeben), für ein Gerät mit einem SBM-20 Detektor eine schnelle Reaktion auf die Schwankungen der Äquivalentdosisleistung, ein niedriger Batterieverbrauch, kleine Abmessungen und die Einfachheit in der Bedienung.

Software „GS Ecotest“ - alles.

Was mir nicht gefällt: „Gamma Sapiens“ – nichts.

Software „GS Ecotest“ – das Fehlen der Gamma-Trekking Funktion.

Fazit.

Wenn ich ganz ehrlich bin, verwirrt mich ein wenig die Tatsache, dass ich bei dem Gerät keine Mängel oder Schwächen feststellen konnte. Alles funktioniert so wie es soll, ohne dass sich das Gerät aufhängen würde oder ähnliches. Erfreulich ist auch der unerwartet große Messbereich der Äquivalentdosisleistung, sowie die Reichweite der Bluetooth Verbindung von etwa 10 m (auch hier wesentlich mehr als vom Hersteller angegeben). Ich habe die Betriebsdauer nicht notiert, jedoch reichten die Batterien für ca. 2 Monate. Das Messen der Betastrahlung ist nicht möglich, es ist aber kein universales Messgerät, sondern ein Gammadetektor. Als Minus empfand ich die fehlende Gammatrekking Funktion - das automatische Speichern der Messpunkte in Verbindung mit Koordinaten und Messwerten so wie es in einer anderen Software von „Ecotest“: „RadTrack Mobile“ möglich ist. Diese Funktion würde ich jedoch nicht unbedingt als ausschlaggebend bezeichnen.

Ohne den Löffel Gift kommt aber auch dieser dosimetrische Honigfass nicht aus. Der Löffel kommt aber nicht von Sparing-Vist, sondern von den Entwicklern von Android. Der hohe Stromverbrauch der Android Geräte ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Mit frisch geladenem Akku schafft das Samsung Galaxy S verbunden mit dem „Gamma Sapiens“ gerade mal 4 Betriebsstunden... Von Mobilität kann hier wohl kaum die Rede sein.

Es gibt übrigens gute Neuigkeiten für alle Besitzer der letzten Versionen von Terra MKS-05 und Stora-TU (mit Bluetooth). Die „GS Ecotest“ Software funktioniert auch mit diesen Geräten, es muss nur lediglich eine neue Firmware auf diese Geräte aufgespielt werden. Ich hatte keine Möglichkeit das mit dem Terra MKS-05 zu testen, bei dem Stora-TU funktioniert es aber ohne Probleme.

Nach meiner persönlicher 10-Punkte Bewertungsskala bekommt dieses Gerät 9 Punkte. Einen Punkt ziehe ich aber aus der Überlegung heraus, dass es keine perfekten Geräte gibt.

Zum Abschluss des Berichtes möchte ich meinen Standpunkt nicht zum Detektor „Gamma Sapiens“ an sich, sondern zu der Idee der sogenannten „intellektuellen Detektoren" darlegen. Ich muss sagen dass ich eher zur konservativen Art des Gerätebaus neige und ein Gerät von der Größe eines DP-5 oder SRP bevorzuge. Gleichzeitig muss ich mir zugestehen dass Smartphones und Tablet PC´s einen festen Platz in unserem Alltag eingenommen haben und in Verbindung mit den intellektuellen Detektoren dem Benutzer wie auch den Herstellern dosimetrischer Geräte völlig neue Möglichkeiten bieten. „Gamma Sapiens“ ist sozusagen der erste Versuch solch einen konservativen Zweig wie Dosimetrie/Radiometrie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Während die Detektorsteuerung sowie das Sammeln und Auswerten der Daten dem Smartphone oder dem Tablet PC überlassen wird, kann der Hersteller sich auf die komplette Produktlinie verschiedenster Detektoren (Röntgen, Gamma, Beta, Alpha Neutronen) konzentrieren, anstatt immer wieder das Rad neu zu erfinden, in dem er zu jeder Neuheit die bereits bestehenden Funktionen noch einmal in ein neues Gerät integrieren muss.

Deswegen sehe ich den Gammastrahlendetektor „Gamma Sapiens“ zusammen mit der „GS Ecotest“ Software nicht an erster Stelle als ein neuwertiges Gerät, sondern als eine neues interessantes Konzept mit vielversprechender Perspektive

 

Vielen Dank an die Firma „Sparring-Vist“ für das zur Verfügung gestellte Gerät.

Autor: Yevgen "KRANZ" Goncharenko


 

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Die Sperrzone von Tschornobyl

Von Yevgen KRANZ Goncharenko

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