Technische Daten und Benutzererfahrungen.
DP-5 ist ohne Zweifel einer der meistproduzierten Geigerzähler für das Sowjetmilitär. Das Gerät wurde noch in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt und schaffte es in verschiedenen Modifikationen bis in die heutige Zeit. Die Version „A“ war selbstverständlich die Erste. Danach folgte die „B“, „W“, „M“ – (für medizinisch) und zuletzt die „WB“.
Jahre vergingen. Anstelle der Radiolampen kamen die Transistoren, danach die Mikrochips und danach die Mikrocontroller… DP-5 blieb jedoch unverändert. Es gab lediglich einige unbedeutenden kosmetischen Erneuerungen. Der Schaltplan wurde nur ein wenig verändert. Bei der „B“ Version wurde auf einen im Gehäuse verbauten Gammadetektor verzichtet. Das Gehäuse selbst fertigte man aus einem moderneren und zähen Kunststoff. Der 90Sr+90Y Prüfstrahler wurde aus dem Lederetui in das Gehäuse des Aussendetektors verlegt. Auch die Strahlenwerte in der Tabelle auf dem Deckel des Etuis wurden etwas „humaner“ gestaltet. Das war es auch schon mit den Erneuerungen.
Der Schaltplan ist sehr einfach gehalten. Die Arbeit mit dem Gerät bereitet ebenso keine Schwierigkeiten: „Einschalten und losmessen“. Schliesslich wurde das Gerät für das Militär entwickelt und eignet sich nicht zum genauen Messen, sondern eher zur ungefähren Bewertung in schwierigen Verhältnissen nach dem Motto: „Viel oder wenig“. Die ungenaue Analoganzeige und Unempfindlichkeit zur Dosisleistung unterhalb 50 mkR/St sprechen dafür. Das fällt beim Ermitteln der Betakontamination besonders auf. In der Tat verfügt der DP-5 über solche Funktion und besitzt einen entsprechenden Betafilter auf dem Aussendetektor… Das Gerät misst aber in mR/St und R/St, so dass die Beta Teilchenflussdichte als die Differenz der Messergebnisse mit und ohne den Betafilter dargestellt wird. Mit anderen Worten zeigt DP-5 den grösseren oder geringeren Bestand der Betateilchen ohne dabei einen konkreten Wert zu ermitteln.
Es gibt nur vier Bedienelemente: Messbereichschalter (gleichzeitig als An-Ausschalter und Kalibrierung), Kalibrierungspotentiometer, Nulltaste und ein Beleuchtungsschalter. Der Aussendetektor (bei „A“ und „B“ Versionen nannte man ihn „die Sonde“) basiert auf zwei GM Zählrohren (STS5 und SI3BG). Noch ein SI3BG befindet sich im Gehäuse des Messgerätes und arbeitet im oberen Messbereich bis 200R/St. Bei der Version „W“ sind im Aussendetektor zwei SBM-20 GM Zählrohre und ein SI3BG eingebaut.
Das Gerät wird von 3 (KB-1) Akkus betrieben, eins davon speist die Beleuchtung. Die Akkus werden nicht mehr hergestellt, jedoch kann man mit ein wenig Geschick die Akkus vom Typ AA einsetzen.
Das DP-5 überzeugt mit seiner Robustheit. Damals hatte man das noch drauf! Selbst wenn bei den nachfolgenden Versionen der Kunststoff gegen einen schlagfesten ausgetauscht wurde, fällt es einem nicht leicht, das Gerät mechanisch zu beschädigen. Selbstverständlich wird es durch einige Gummidichtungen und Abdeckungen gegen Spritzwasser geschützt. Der Aussendetektor ist hermetisch aufgebaut.
- Technische Daten
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- Äquivalentdosisleistung für Gamma und Röntgenstrahlung (137Cs) |
mR/St
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0,05…2.105;
±30% |
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- Gamma und Röntgenstrahlung |
MeV
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0,084…1,25;
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- Arbeitsdauer, betrieben mit KB-1 Akkus |
St
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40
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- Betriebstemperatur |
°С
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-40…+50
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- Gewicht |
kg
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2,8
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Die Arbeit mit dem Gerät bereitet keine besonderen Schwierigkeiten. Der erste Schritt ist das Einschalten und die Kalibrierung (mit einem Drehpoti stellt man den Zeiger auf eine auf der Skala vorgesehene Markierung), der zweite – Einstellen des oberen Messbereichs bis 200 R/St, wenn der Zeiger sich nicht bewegt, schaltet man in den niedrigeren Messbereich bis sich der Zeiger bewegt. Das ist alles. Um Beta Bestand festzustellen, muss der Betafilter auf dem Aussendetektor geöffnet werden. Es gibt einen 90Sr+90Y Prüfstrahler um die Funktion des Gerätes zu prüfen. Bei der Version „A“ ist er in den Deckel des Etuis eingearbeitet und wird mit einem Metallplättchen verdeckt. Der Prüfstrahler ist so wie das Gerät 40 Jahre alt. Trotz seinen hohen „Alters“ beträgt die Beta Teilchenflussdichte ca. 80000 1/cм²•min.
Was mir gefällt: Einfachheit, Zuverlässigkeit, die analoge Anzeige reagiert meiner Meinung nach schneller als eine digitale.
Was mir nicht gefällt: man könnte hier Vieles aufzählen. Ungenauigkeit, manuelles Umschalten der Messbereiche, keine Möglichkeit zur Ermittlung der Beta Teilchenflussdichte… Aber darin sehe ich keinen Sinn. Dieses Gerät wurde vor einem halben Jahrhundert entwickelt, deswegen kann seine objektive Bewertung nur unter Berücksichtigung seines Alters und des damaligen Stand der Technik erfolgen.
Fazit.
Man fragt mich öfters nach meiner Meinung über DP-5. Lohnt sich der Kauf? Wie ist es im Einsatz? In solchen Fällen frage ich als erstes: Wozu brauchen Sie es? Was wollen sie damit messen? DP-5 wurde zu jener Zeit entwickelt, wo die Dosisleistung unter 10 mR/St niemand beachtet hat. Der Einsatz des Gerätes macht insofern nur im Falle eines Atomkrieges oder einer Katastrophe vom Maßstab Tschernobyl Sinn. Wo es nicht darauf ankommt, ob es nun 100 mkR/St oder 101 mkR/St strahlt oder jedes Betateilchen auf einen Quadratzentimeter in der Minute penibel nachzuzählen. Die besonderen Verhältnisse erfordern eine besondere Arbeitsweise – „die Normen der Kontaminierung“, so wie die Gebrauchsanweisung stehen auf dem Deckel des Lederetuis.
Aus der heutigen Sicht, ist das DP-5 kein Messgerät, sondern eher ein Indikator. Die Profis verfügen über deutlich zeitgemässere und genauere Messtechknik. Können Sie etwa in Ihrem Alltag einen 3 kg schweren Radioaktivitätsindikator mit einem Aussendetektor gebrauchen? Also wenn Sie die Markthändler mit dem Messen von Kartoffeln, Äpfeln oder Pilzen unbedingt belästigen möchten – macht es dann nicht mehr Sinn, sich etwas Moderneres und Kompaktes anzuschaffen? :).
DP-5 ist ein bemerkenswertes Gerät seiner Zeit. Mehrere Jahrzehnte diente es zuverlässig und ehrlich an seinen Einsatzorten, unteranderem bei den Aufräumarbeiten rund um das AKW von Tschernobyl. Möglicherweise ist seine Zeit nun vergangen, trotzdem kann das Gerät bei einer extrem hohen Strahlung sehr hilfsreich sein.
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