Diesen Ausflug haben wir schon lange geplant. Endlich sind alle organisatorischen Fragen geregelt und der Termin steht fest. Es ist der 22. April, 7 Uhr morgens und, nachdem wir Ewgenij Samoilow vom Kiewer Bahnhof abgeholt haben, geht es mal wieder in Richtung Zone.
Oranje (die 25. Brigade), das AKW Betriebsgelände, Pripjats Frachthafen, Fluß Pripjat, Bahnhof „Janiv“.
Nach Iwankiw und Oranje geht es in Richtung Ditjatki... “Hier! Das ist die Stelle“ ruft Ewgenij, und ich halte das Auto an. Rechts der Straße erstreckt sich eine mit Birken und Buchen bewachsene Wiese, auf der hier und da die Ruinen einiger Ziegelsteinbauten zu sehen sind. Vor 21 Jahren war hier die 25. Brigade der UdSSR-Streitkräfte stationiert, die an den Maßnahmen zur Beseitigung der Folgen der Katastrophe von Tschornobyl beteiligt war.
- Oranje, die 25. Brigade
Beim Spazieren auf dem Feld versuche ich mir dessen Zustand von vor 21 Jahren vorzustellen: Zelte, auf die Schnelle errichtete Kasernen, Kantinen und Aufenthaltsräume. Ewgenij übernimmt die Rolle des Fremdenführers: „Genau hier stand unser Zelt, hier lebten die Feuerwehrleute und dort waren die Autowerkstätten“. Und hier ist „ein Gruß von 1986“ – der Rahmen eines Tankwagens für Wasser... Die Gammastrahlung beträgt hier über 6 µR/h.
Ein frisch ausgehobener Graben – die Telefonleitung wurde entfernt.
Der Kontrollpunkt „Ditjatki“, Tschornobyl, das AKW. Wir steigen neben dem Verwaltungsgebäude aus um die Welse im Kühlkanal zu füttern. Die Fische scheinen heute nicht bei Laune zu sein. Zwei, ca. anderthalb Meter große Exemplare, kreisen ohne sichtliches Interesse um unsere Brotstücke herum. Vielleicht hat sie heute schon jemand Anderes gefüttert :). Das Brot wird von den „Kleinfischen“, etwa einen halben Meter große Alanden, verspeist.
- Das AKW Betriebsgelände
Nach der verfehlten Abfahrt zum Frachthafen kamen wir zufällig in die Gegend eines Öldepots.
Der Liquidator Ewgenij Samoilow an einem seiner ehemaligen Einsatzorte, 21 Jahre später...
- Der Fluß Pripjat
Heute ist ein sehr windiger Tag, besonders am Flußufer. Meine heutigen Strahlenmeßwerte entsprechen überhaupt nicht denen des letzten Jahres: An früher einigermaßen sauberen Stellen messe ich heute 2–3 mR/h, und die damals „dreckigen“ Plätze weisen heute komischerweise eine erstaunlich niedrige, fast der natürlichen Hintergrundstrahlung entsprechende Intensität auf.
Der Sand am Ufer wurde direkt nach dem Unfall neu aufgeschüttet; deswegen steigt die Gammastrahlung nicht auf über 200 µR/h an.
- Bahnhof „Janiv“
Alles, was ich über die Siedlung Janiv, unweit der gleichnamigen Bahnstation gelegen, herausfand, war, daß es hier im Winter 1943 schwere Kämpfe gegeben hatte und daß 1986 dort 254 Menschen gelebt haben. Heute ist nicht mehr viel von der Siedlung übrig. Nach der Katastrophe von Tschornobyl wurde sie abgerissen und an ihrer Stelle ein Fichtenwald gepflanzt.
Mehr Fotos vom Bahnhof „Janiv“ und der umliegenden Gegend gibt es unter: „Schienenfahrzeuge“
Da ist auch schon der Bahnhof. Vom Bahnsteig ist schon seit Längerem nicht mehr viel zu sehen. Die großen, kuppelartigen Fenster sind zugemauert worden. Momentan wird das Gebäude als Garage genutzt. Draußen, auf dem Hof, stehen diverse Nutz- und Baufahrzeuge.
Diese beiden TEM-Loks sind fahrbereit und gehören dem „Tschornobyl Service“. Sie befahren die Bahnstrecke Wiltscha – Semihody und werden nur innerhalb der Sperrzone eingesetzt.
Diese hier haben es bereits hinter sich...
Wir setzen uns ins Auto und fahren weiter in westlicher Richtung.
Fortsetzung folgt in: „Die Zone im Frühling, Teil 2“
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