Forstbetrieb in Nowoschepelytschi, Burjakiwka, Nowa Krasnizja, Towstyj Lis, Buda, Krasne.
Der erste Halt nach Janiv – einige Häuser direkt neben der Straße: Das sind die Überreste eines Forstbetriebs von Nowoschepelytschi.
Wir befinden uns im Gebiet der „westlichen Spur“. Die Ortdosisleistung liegt hier bei 2,5–3 mR/h.
Auf dem Gelände des Forstbetriebs liegt jede Menge Industrieabfall herum. Vieles davon, wie diverse Schutzbekleidung, Schuhe und Helme, mit einem Alter von geschätzt 20 Jahren, stammt offensichtlich aus dem AKW von Tschornobyl. „Das ist eine Plastikschürze für die Arbeit mit Isotopen!“ ruft Ewgenij und zeigt auf ein mit Laub überdecktes, altes Stück Plastik.
Aus meinen „Pripjat“-Geigerzähler ertönt ein hohes Pfeifen: 17, 18, 19... Meßbereichsüberschreitung! Mehr als 20 mR/h. Über die tatsächliche Strahlendosis kann ich keine genaue Aussage treffen; aber, nach der Zeit bis zur Meßbereichsüberschreitung zu urteilen, waren es möglicherweise 50 mR/h.
- Burjakiwka
Burjakiwka ist ein kleines Dorf westlich von Janiv. Pohilewitsch erwähnt es kurz in seinem Buch. Das Dorf hatte früher keine besondere Bedeutung. Erst nach 1986 wurde, trotz der relativ großen Entfernung zum Dorf, die größte, sich in der Zone befindende Deponie für radioaktive Abfälle nach ihm benannt. Auf dem Weg zum Dorf gelang es uns, einige Rehe im Wald zu beobachten.
Wir entfernen einige Zecken von unserer Bekleidung und fahren weiter in Richtung Nowa Krasnizja und Towstij Lis.
- Towstij Lis
Kurz vor Nowa Krasnizja passieren wir einen Bahnübergang und fahren durch das ganze Dorf. (Vor ungefähr einem Jahr räumten wir genau an dieser Stelle einen umgestürzten Baum von der Straße.) Nach einer Linksbiegung erreichen wir nun Towstij Lis.
Hier kommt auch schon die erste Enttäuschung: Von dem Lenin-Denkmal blieben nur die Schultern stehen. Ich bin kein großer Anhänger von W. I. Lenin, aber diese Art von stumpfem Vandalismus kann ich nicht leiden. Am Straßenrand liegen verschossene Patronen des Kalibers 7,62 auf dem Boden. Vermutlich wurden sie aus einem Gewehr oder einer alten AK gefeuert. Einige Kugeln verfehlten den Kopf des „Führers“ und landeten im Giebel des Kulturhauses. Das linke Foto ist ca. ein Jahr alt.
- Buda
Wieder ein kleines, für Polessje typisches Dorf. In meiner Erinnerung blieb ein kleines Lebensmittelgeschäft, in dessen Lagerraum wir eine Kiste mit kaputten Mineralwasserflaschen mit dem eindrucksvollen Markennamen „Tschernobylskaja“ fanden.
- Krasne
Wir passieren Buda und kommen zu einem engen, zugewucherten Waldweg. Unter den Rädern plätschert verdächtig das Wasser... Hauptsache, nicht anhalten; sonst bleiben wir stecken. Das Wasser kommt bis an die Straße heran und ich bereue langsam, daß wir das Auto nicht in Buda stehen gelassen haben. Die paar Kilometer hätten wir auch zu Fuß schaffen können :)... Wir sind da! Über den Weg zurück mache ich mir noch keine Gedanken...
Krasne – ein winziges Dörfchen. Wir sind in einer Sackgasse, umgeben von Wald und Moor. Weiterfahren ist unmöglich. Dieses Jahr kommt das Moor fast bis an die wenigen Häuser heran.
Das örtliche Lebensmittelgeschäft ist mal wieder einer der eindrucksvolleren Orte im Dorf :). Die uralten, geschmiedeten Gitter an den Fenstern, eine Alarmanlage, sowie die sehr niedrigen Türzargen (ich musste mich mit meinen 175 cm Körpergröße ducken) sehe ich in einem solchen Geschäft zum ersten Mal.
Der erste Ausflug in die Zone in 2007 geht nun zu Ende. Ich hatte gehofft, sie sonnig und ganz in frühlingshafter Blüte zu sehen; doch es wurde ein wolkiger, kalter und windiger Tag. Der Frühling ist hier noch nicht angekommen. In Kiew blühen schon die Aprikosen- und Kirschbäume; aber hier ist bisher nur das Gras ein wenig grün geworden. Polessje liegt bekanntlich im Norden. Macht nichts, der Frühling kommt bald auch in die Zone. Vielleicht einen Monat später als in Kiew, aber er kommt mit Sicherheit... Direkt neben der Straße sehe ich ein Hirschpärchen. „Schaut her, sie weiden alle paarweise“ denke ich laut. „Erst die Rehe in Burjakiwka und jetzt die Hirsche.“ „Es ist doch schließlich Frühling!“ erwidert mir Natalja.
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