Lost Places - Sperrzone von Tschernobyl

Pripjat, Sperrzone von Tschernobyl und andere verlassene Orte

  • Increase font size
  • Default font size
  • Decrease font size

Der Frühling in Pripjat

Der Fruehling in Pripjat

Ich habe bis jetzt vom Rathaus und der Musikschule in Pripjat noch keine Fotos gemacht. Das liegt daran, daß typische Bauten kein besonderes Interesse erwecken. Nach dem Unfall wurden die Räumlichkeiten des Rathauses von „Komplex“ genutzt (einer der Betriebe, die in der Zone tätig sind). Das bezeugen ein großes, beschädigtes Radioaktivitätszeichen und die Überbleibsel des Schriftzugs des Firmennamens über dem Eingang. Ein Stück weiter die Straße hinunter befindet sich weiteres Gebäude. Die Musikschule ist ein Teil davon; im anderen Teil befindet sich das Kino „Prometej“. Das Mosaik an der Fassade sieht trotz ihres 30-jährigen Alters wie neu aus und macht dadurch dieses Objekt wesentlich interessanter.

Pripjat Pripjat. Musikschule Pripjat. Musikschule
  • Das Krankenhaus von Pripjat

Oder „MSTsch–126“, wie es die Bewohner von Pripjat und eingeweihte Stalker nennen. Ich habe mich schon immer gefragt: Wozu braucht so ein übersichtliches Städtchen wie Pripjat mit seinen 50.000 Einwohnern so eine große Vielfalt an verschiedensten medizinischen Einrichtungen wie dem Krankenhaus, mehreren Spezialkliniken und Praxen. Sie umfassen ein großes Gebiet welches fast ein Drittel der Stadt einnimmt.

Das Krankenhaus von Pripjat Das Krankenhaus von Pripjat Das Krankenhaus von Pripjat
  • Pripjats Mittelschule No. 1

Eine typische Schule wie man sie in den 70ern überall in der Sowjetunion baute. Ich selber habe damals in Kiew exakt die gleiche besucht. Im Winter 2006 stürzte ein Teil des Gebäudes ein. Damit begann die „Ära der Selbstzerstörung“ in Pripjat. Der Hof der Schule ist ein unter den Besuchern beliebter Ort: Im Schutt kann man alte Schulbücher und kaputte Schulbänke erkennen. Die beeindruckten Gäste machen hier gerne Fotos. Ich habe keine Bilder gemacht, weil sich in den zwei Jahren an der Einsturzstelle kaum etwas verändert hat. Ein Gewächshaus der Schule, die Kantine, ein Versorgungsraum und Zahnarztzimmer. Das Gewächshaus befindet sich, zu meiner Verwunderung, in einem guten Zustand. Ich erinnere mich an meine Schule in Kiew; da hatten wir genauso ein Gewächshaus für das sich niemand interessierte und das irgendwann dementsprechend zuwucherte. Na ja, seinerzeit weckte es schon das Interesse der heranwachsenden Generation meist männlichen Geschlechts: Und zwar als unerschöpfliche Quelle von Glasscheiben, die zu zerschlagen so viel Spaß machte. Jedoch so unerschöpflich war diese Quelle gar nicht: Später irgendwann, als ich älter wurde und langsam auch auf den Geschmack des Zerschlagens kam, mußte ich wohl oder übel feststellen, daß für mich leider nichts übriggeblieben war. Und es kam noch schlimmer: Die Schulverwaltung beschloß, keine neuen Gläser mehr einzusetzen und ignorierte somit die natürlichen Bedürfnisse der heranwachsenden Jugend im Alter zwischen 2 und 50 Jahren. Nach diesem Ausflug in meine Schulzeit können Sie sich sicher meine Gefühle vorstellen, als ich das Gewächshaus der Schule in Pripjat mit völlig intakter Verglasung gesehen habe :)!

Mittelschule Mittelschule Mittelschule

Der Musikraum und die Aula. In meiner Schule stand das Piano an der gegenüberliegenden Wand.

Mittelschule Mittelschule Mittelschule

Der Chemieraum und der dazugehörige Abstellraum. Die Sporthalle.

Mittelschule Mittelschule Mittelschule
  • Das Schwimmbad „Lasurnij“

Eines der am meisten fotografierten Objekte in Pripjat (inzwischen kennt man es auch aus mindestens zwei bekannten Computerspielen). Mit ihm können sich höchstens der Kulturpalast „Energetik“ und das Riesenrad im Vergnügungspark in puncto Attraktivität messen. Übrigens war das Schwimmbad bis 1996 in Betrieb; was in Pripjat nach dem Unfall eine ziemliche Seltenheit darstellte. Als ich mich schon drinnen befand, fiel mir plötzlich ein, selbst noch keine Fotos von „Lasurnij“ gemacht zu haben. Ich nehme meine Kamera und beginne zu fotografieren...

Schwimmbad Lasurnij Schwimmbad Lasurnij Schwimmbad Lasurnij
  • Das Dorf Semihody

Die heute noch betriebene Bahnstation bekam den Namen des Dorfes. Die circa 10 übriggebliebenen Häuser grenzen an den nördlichen Stadtrand Pripjats. Durch den Ausbau der Stadt wurde das Dorf regelrecht „verschlungen“.

Das Dorf Semihody Das Dorf Semihody Das Dorf Semihody

Für die Leser, die sich von meinen spärlichen Fotoreportagen über die Allen längst bekannten Sehenswürdigkeiten von Pripjat langsam gelangweilt fühlen, möchte ich ein interessantes Detail preisgeben:

Kontrollpunkte in Pripjat Kontrollpunkte in Pripjat Kontrollpunkte in Pripjat
Kontrollpunkte in Pripjat Kontrollpunkte in Pripjat Kontrollpunkte in Pripjat

Ich werde absichtlich keine Positions-Angaben machen (wer suchet, der findet:)). Das ist einer der verlassenen Kontrollpunkte in Pripjat. Das Besondere an diesem Gebäude ist die 8 cm dicke Bleiverglasung der Fenster. Die schweren Glasstücke erzeugen beim Aufprallen auf den Asphalt einen metallischen Klang und sehen wie riesige Bernsteine aus. Mit dieser Glasstärke erreicht man eine ziemlich hohe Abschirmung gegen die Gammastrahlen. Ein Bekannter erzählte mir, daß in seinem Labor, in der „heißen Kammer“, in der mit starken Gammastrahlern gearbeitet wird, ähnliche Bleigläser, nur doppelt so dick, zum Schutz eingesetzt sind und daß diese in jedem Falle ausreichten, um die stärkste Strahlung abzuschirmen. Was mich wundert, ist die Tatsache, daß irgendwelche Naturburschen die Zeit, und vor Allem die Kraft, gehabt haben, einige dieser Fenster zu zerschlagen. Unklar bleibt für mich auch, wie sie es gemacht haben: Entweder wurden sie mit Feuerwaffen zerschossen oder man hat sie einen ganzen Tag mit einer Brechstange malträtiert... Das war es eigentlich für heute aus Pripjat.


 

alle reportagen


WebLost Places

Lost Places Lost Places

Die Sperrzone von Tschornobyl

Von Yevgen KRANZ Goncharenko

Buchvorschau