Lost Places - Sperrzone von Tschernobyl

Pripjat, Sperrzone von Tschernobyl und andere verlassene Orte

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Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat
Die Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat entstand zusammen mit der Eisenbahnverbindung zwischen Tschernigow und Owrutsch Ende 30ger Jahre des XX Jahrhunderts. Diese Strecke war (eigentlich ist sie es immer noch), wie Eisenbahner zu sagen pflegen: „einspurig“, sie hatte nur einen Gleis. Die Brücke über Pripjat wurde traditionell „Janiwer“, nach einer naheliegenden grossen Bahnstation "Janiw" genannt (in manchen Quellen kommt sie auch als die Brücke von Tschernobyl vor). Die Brücke besteht aus insgesamt 6 Bögen und ist ca. 700 m lang. Vor dem 2.Weltkrieg war sie auch für Strassenfahrzeuge befahrbar: der Fahrweg führte zur Brücke, so dass die Autos über die parallel zu den Schienen angebrachten Holzschwellen das andere Ufer erreichen konnten. 

Während des 2.Weltkrieges wurde die Brücke von, wie man es zu Sowjetzeiten zu sagen pflegte, „deutsch-faschistischen Eroberern“ zerstört. Die vorankommenden Einheiten der Wehrmacht waren auf die Brücke stark angewiesen, sie zu zerstören wäre das Letzte, worauf von Runstedt´s Soldaten kommen könnten. In Wirklichkeit wurde die Brücke über Pripjat (ebenso wie die über Dnjepr, weiter entlang der Eisenbahnstrecke) von den Soldaten der von Moskalenko angeführten Brigade der 5. RKKA Armee, am 23 August 1941 gesprengt.

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat

 

Nach der Übernahme der Kontrolle über die besetzten Gebiete entschieden die Deutschen, dass der Wiederaufbau der Brücken zu aufwendig wäre und leiteten den Bahnverkehr über Kiew um. Der Bahnzweig „Owrutsch-Tschernigow“ „starb“ so für fast zehn Jahre. Erst nach dem 2.Weltkrieg, Ende 50er Jahre, wurden die Eisenbahnbrücken über Pripjat und Dnjepr aufgebaut und für den Verkehr freigegeben.

Bahnstation „Semihody“ bekam den Namen von einem 4km weit entfernten Dorf. Vor dem Unfall im AKW Tschernobyl war die Station ein unbedeutender Bahnsteig. Heutzutage ist es die Endstation einer Spezialrute „Slawutitsch – Semihody“, ausgerüstet mit einer Strahlenschutzschleuse. ER9 Elektozüge, die über den Staatsbetrieb „Tschernobylservice“ bei der Bahnbehörde in Tschernigow angemietet werden, befördern das Personal von Slawutitsch zum AKW und wieder zurück.

Bahnstation Semihody Bahnstation Semihody Bahnstation Semihody

So würde die Brücke von Janiw zusammen mit der Bahnstrecke „Owrutsch - Tschernigow“ auch weiterhin als zweitrangiger, eingleisiger Zweig vor sich hinleben, wenn der Reaktorunfall in 1986 nicht passiert wäre... Drei Tage nach dem Unglück, am 29. April wurde der Transitverkehr eingestellt. Der Eisenbahnverkehr auf der Strecke „Owrutsch-Tschernigow“ wurde nach einem neuen Schema zur Evakuierung der um Pripjat naheliegenden Dörfer und zum Befördern der Technik und Materialien zur Beseitigung der Folgen des Reaktorunfalls umfunktioniert. Auf den stark verseuchten Streckenabschnitten wurde das Kiesbett neu aufgeschüttet und die Bahnschienen erneuert. Ebenso wurden Versuche unternommen die Brücke von Janiw zu dekontaminieren. 1988 wurden die Arbeiten zur Elektrifizierung der Strecke abgeschlossen.

Bahnstation Semihody Bahnstation Semihody Bahnstation Semihody

Die Sicht von der Brücke in Richtung Bahnstation „Semihody“. Geradeaus: Die „erste“ und die „zweite Reihe“ des AKW Tschernobyl. Links: Nicht fertiggestellten Blöcke 5 & 6 der „dritten Reihe“. Rechts: Stadt Pripjat.

AKW Tschernobyl Blöcke 5 & 6 Stadt Pripjat

Sicht auf die Brücke vom rechten Ufer des Flusses Pripjat. Die Baracke der Brückenwache. AKW Tschernobyl von der Brücke aus.

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Die Baracke der Brückenwache AKW Tschernobyl

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat
Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat
Das linke Ufer des Flusses Pripjat.

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat
Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat
Die Überreste der Verteidigungslinie der Brücke. Mit Steinen befestigte Schützengräben und eine Plattform für das Maschinengewehr „Maksim“. Auf dem rechten Ufer des Flusses konnte ich merkwürdigerweise keinerlei Spuren der Verteidigungslinie finden. Entweder waren sie im dichten Bewuchs nicht auffindbar, oder man sollte nach der sowjetischen Verteidigungsdoktrin den feindlichen Angriff nur aus der westlichen Richtung erwarten :).

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat
Sicht auf das rechte Ufer von Pripjat. Elektrozug ER9 unterwegs nach Slawutitsch.

Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat

Oktober 2010. Sperrzone von Tschernobyl. Die Eisenbahnbrücke über den Fluss Pripjat.


 

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Die Sperrzone von Tschornobyl

Von Yevgen KRANZ Goncharenko

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