Das ist bereits der dritte Ausflug zum Bahnhof Janiw, der einen halben Kilometer vom südwestlichen Stadtrand Pripjats entfernt ist. Anstatt Fragen zu beantworten, kamen bei jedem neuen Ausflug nur weitere dazu. Unsere zweite Tour zum Bahnhof Janiw, im Frühling 2007 (Der Frühling in der Zone, Teil 1), löste eine Welle von Anfragen unserer eisenbahnbegeisterten Leser aus. Da ich keine Antworten darauf hatte, ist mir klar geworden, daß ein weiterer Besuch nötig sei, um die Gegend dort genauer unter die Lupe nehmen zu können.
Der Triebwagen DR1 neben der Zufahrtsstrasse zum Versorgungslager von Pripjat
Einen Kilometer westlich der Station Janiw in Richtung Wiltscha
Das Gebiet neben dem Bahnhof, gegenüber dem Versorgungslager. Auf den Google–Aufnahmen von 2003 stehen die Züge noch auf den Schienen.
(Alle Fotos der Technik des Bahnhofs Janiw befinden sich in der Rubrik „Schienenfahrzeuge“.)
Eine zerstörte Lagerhalle in 400 m Entfernung vom Bahnhof
Wir gehen zurück in Richtung Bahnhof. Wenn mich nicht alles täuscht, müßte auf dem Foto rechts unten das Fahrgestell einer TGM–1 Diesellok zu sehen sein.
In der Bahnhofshalle befindet sich jetzt eine Autowerkstatt. Draußen auf dem Hof hat ein in der Zone tätiges Bauunternehmen einen Abstellplatz für Baufahrzeuge eingerichtet.
Die Fotos sind aus dem Jahre 2006.
Die Siedlung Janiw wurde nach dem Reaktorunfall von 1986 fast vollständig abgerissen. Das Gebiet bepflanzte man mit Nadelbäumen. Ein paar Gebäude ließ man stehen; eines davon (Foto in der Mitte) ist mit einer dosimetrischen Markierung auf der Hauswand versehen. Das Haus befindet sich rechts des „Denkmals für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten“. Die Region um Janiw war 1943 stark umkämpft. Die zahlreichen Opfer wurden hier beerdigt und später dieses Denkmal errichtet. Einer unter den Gefallenen war ein Held der Sowjetunion, E. I. Lasarew (1906–1943), ein Kommandeur einer Minenlegereinheit. Später, als man die Stadt Pripjat erbaute, benannte man nach ihm eine Straße. Das rechte Foto stammt aus dem Fotoalbum „Pripjat“ von Yu. V. Jewsjukow aus dem Jahre 1986 und zeigt den ursprünglichen Zustand des Denkmals (gescannt von V. Lytowtschenko).
Ich unterhalte mich mit dem Wachmann des Bahnhofs. Der Mann, um die 60 Jahre alt, erzählt mir, daß er schon seit 28 Jahren hier in Janiw beschäftigt sei: „Ach... Wie herrlich war es hier vor dem Unfall... Überall Gärten... Und dort neben der Straße, wo jetzt die Tannen wachsen, war damals ein Möbelladen!“ Die Betonung fiel auf „Möbelladen“; dabei erhob er mahnend seinen rechten Zeigefinger. Wir kehren um in Richtung unseres in Pripjat zurückgelassenen Autos, überqueren die Gleise und kommen, durch einen verrosteten Passagierwaggon hindurch, zur anderen Seite des Bahnhofs. Wir verabschieden uns. „Wißt ihr eigentlich, worauf ihr hier steht?“ fragt uns schmunzelnd der Wachmann.
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