Die Wohnheime in Pripjat bewahren trotz ihres erbärmlichen Zustands (bedingt durch die Evakuierung, unzähligen Versuche der Dekontaminierung, Desinfektion, Ratenvernichtung und auch durch gewöhnliche Plünderung) die Atmosphäre des sowjetischen zeitweiligen Wohnens. Ich glaube genau hier, in Pripjat´s Wohnheimen, kann man anhand der wenigen belanglosen „Bruchstücke“ der vergangenen Zeit, das Flair der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts verspüren. Die meisten Wohnheime in Pripjat befinden sich in einem am nächsten zum AKW liegenden, ersten Bezirk der neuen Stadt am Ufer des Pripjat Flusses. Genau hier bezogen die Erbauer der Stadt und das Kraftwerkpersonal (einst in den Bauwagensiedlung „Lesnoj“ nicht weit von der Bahnstation Yaniv ansässig) ihre ersten Wohnstätten.
Das Wohnheim – ein zeitweiliges Wohnen. Viele der Sowjetbürger lebten in solchen „temporären“ Umständen zig Jahre lang… Doch in Pripjat war alles anders. Eine junge sowjetische Vorzeigstadt für die Arbeiter des Lenin AKW, hat während ihrer 16- jährigen Existenz insgesamt fünf Stadtbezirke gebaut und bereitete einen Platz für den neuen sechsten. Deswegen waren die Wohnheime in Pripjat tatsächlich nur eine Übergangslösung.
Ich selbst wohnte nie in einem Wohnheim, kann mich jedoch gut daran erinnern, wie ich meine Schulkameraden besucht habe, die mit Ihren Eltern in Wohnheimen lebten… Eine strenge Wächterin am Eingang, die eine vollständige Auskunft über das Ziel meines Besuches haben wollte, der Geruch der verbrannten Zwiebeln aus der gemeinsamen Küche, lauter Trubel der Kinder in den langen und finsteren Fluren, das Wasserrauschen aus den gemeinsamen Duschräumen… Eine seltsame, für mich unverständliche Welt, die nach ihren eigenen Gesetzen unter der Anordnung des „Kommandanten“ lebte. Den Kommandanten selbst habe ich nie gesehen, jedoch empfand ich im Vorbeigehen an seiner Tür mit der strengen Aufschrift immer ein leicht beklemmendes Gefühl. Das Wort „Kommandant“ verhiess etwas Strenges und Militärisches.
Ach ja, über die Gerüche aus der Küche… In Pripjat´s Wohnheimen gab es keine gemeinsamen Küchen. Man ernährte sich in der zum Wohngebäude angebauten Kantine.
Und übrigens, in einigen Wohnheimen hatten die Zimmer sogar eine eigene Wasserleitung (zwar nur kaltes Wasser, aber immerhin!) und manche hatten ausserdem noch eine eigene Toilette.
Zum Schluss noch ein paar Fotos von den „Bruchstücken“ der vergangenen Epoche, von der ich am Anfang meines Berichtes erwähnte.
Das Krankenhaus von Pripjat. MSTsch-126< Zurück | Weiter >Poliske |
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