Lost Places - Sperrzone von Tschernobyl

Pripjat, Sperrzone von Tschernobyl und andere verlassene Orte

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Fukuschima (福島県). Der letzte Tag

Fukuschima (福島県). Der letzte TagEs ist der 26.Dezember 2011. Um etwa 12 Uhr mittags kehren wir aus Iitate nach Minamisoma zurück. Uns steht ein Treffen mit dem Leiter des Dekontaminierungsprojekts Tokio Hayama bevor.

Ein großes stationäres Dosimeter vor dem Gebäude des Rathauses weckt meine Aufmersamkeit. Die Dosisleistung beträgt hier 0,31 uSv/h.

Minamisoma (南相馬市). Präfektur Fukushima Minamisoma (南相馬市). Präfektur Fukushima Minamisoma (南相馬市). Präfektur Fukushima

Im Rathaus selbst ist heute viel los, neben dem Eingang hängen die Listen der Tsunamiopfer und Vermissten. Überall sind Papierstörche zu sehen...

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Das Büro des Dekontaminierungsprojekts ist in einem großen Raum untergebracht. Der Leiter Tokio Hayama ist, wie es sich für einen japanischen Beamten gehört, zurückhaltend und wortkarg. Vor wenigen Tagen bekam die Behörde von dem Ministerium für Umweltschutz die Anweisungen zu Dekontaminierungsarbeiten und der Organisation der Lagerstätten für radioaktiven Abfall. Diese werden sorgfältig studiert und an die örtlichen Behörden übermittelt. Von hier aus wird auch die Arbeit der freiwilligen Dekontaminierungsbrigaden koordiniert.

Tokio Hayama und seinen Mitarbeitern sieht man an dass sie wirklich am Limit arbeiten (eigentlich können die Japaner nicht anders). Die Telefone klingeln ununterbrochen und die gesamte freie Fläche des kleinen Raums ist vollgestopft mit persönlichen Schutzausrüstungen und Hochdruckreinigern.

„-Ich glaube daran dass sie früher oder später Minamisoma vom radioaktiven Dreck befreien“, sage ich beim Verabschieden.

- „Ich glaube auch daran, aber wir haben noch jede Menge Arbeit vor uns...“ – sagt müde lächelnd Tokio Hayama.

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Unser nächstes Ziel ist der Kindergarten „Yotsuba“

Kindergarten „Yotsuba“ (よつば保育園)

Der Kindergarten wurde nach dem Unfall im AKW Fukushima - Daiichi und der anschließenden Evakuierung der Bewohner von Minamisoma geschlossen. Zum Sommerende kehrten die Bewohner zurück. Manche kamen mit ihren Kindern, so gesehen musste der Kindergarten wieder eröffnet werden. Davor, am 18.August, wurde der Kindergarten von den Mitarbeitern und den Eltern der Kinder dekontaminiert. Das Gebäude wurde gründlich gesäubert, alle Büsche und Bäume auf dem Hof sowie die obere Erdschicht wurden entfernt.

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Am Eingang des Kindergartens erwartet uns schon der Direktor Yoshiyuki Kondo (近藤ヨシユキ). Neben ihm steht eine Gruppe junger Leute rockigen Aussehens. Das ist die Band Higashida Tomohiro (東田トモヒロ) aus Kyushu (九州), Sie haben keine Angst vor der Strahlung und reisen durch ganz Japan um für die Kinder ihre Lieder zu spielen und Spielzeug, Früchte und Kleidung zu verschenken.

Im Kindergartenhof ist es tatsächlich sauber. Mein Strahlenspürgerät MKS – 11 „Spectra“ zeigt 0,15 uSv/h an (während der Reise durch die Präfektur Fukushima waren solche niedrigen Werte eine Seltenheit). Das Dosimeter „Stora-TU“ im Betriebsmodus der Beta – Teilchenflussdichte detektiert kaum einzelne Zerfälle.

Direktor Yoshiyuki Kondo (近藤ヨシユキ). Kindergarten „Yotsuba“ (よつば保育園). Minamisoma (南相馬市). Präfektur Fukushima Kindergarten „Yotsuba“ (よつば保育園). Minamisoma (南相馬市). Präfektur Fukushima Kindergarten „Yotsuba“ (よつば保育園). Minamisoma (南相馬市). Präfektur Fukushima

Es reicht jedoch sich dem Zaun zu nähern und schon klettert der Wert schnell auf 1,5 uSv/h hoch. Hinter dem Zaun des Kindergartens gibt es Stellen die Werte bis zu 3 uSv/h aufweisen.

-„ Ihr habt eine gute und wichtige Arbeit verrichtet in dem ihr das Gelände dekontaminiert habt. Jedoch bleibt drum herum alles wie es war und der Wind wird den radioaktiven Staub wieder hierher wehen“.

Yoshiyuki Kondo nickt traurig mit dem Kopf.

-„Ich verstehe das alles bestens, aber nicht jeder hat die Möglichkeit wegzuziehen, und solange es in Minamisoma Kinder gibt – werden wir arbeiten. Ich weiß bescheid über die Werte außerhalb des Kindergartens, jedoch sind die anliegenden Grundstücke Privateigentum. Um mit der Dekontamination anzufangen braucht man die Erlaubnis der Eigentümer die evakuiert worden sind. Bis jetzt ist es uns nicht gelungen sie zu finden.“

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Im Kindergarten hängen an der Tafel viele Fotos auf denen die Menschen sich an den Händen halten. Die außen stehenden Menschen strecken die Arme so als ob sie auch jemanden an der Hand halten würden. Wenn man die Fotos in einer Reihe aufstellt, bildet sich eine Kette aus verschiedensten Menschen die sich an den Händen halten. Es gibt sehr viele Fotos. Alle sind von 2011. Zum Abschied lassen wir uns genauso ablichten.

Das nächste und das letzte Ziel in Minamisoma ist ein Evakuierungslager am Stadtrand.

Evakuierungslager „Chikura“. Kashima. Minamisoma.

Die Siedlung befindet sich mitten in einem Feld am Stadtrand von Minamisoma. Als im Mai 2011 mit dem Bau der Siedlung begonnen wurde, hat man den Boden komplett mit Schotter überdeckt und asphaltiert. Dank dieser Maßnahme ist das heutzutage eins der saubersten Plätze in Minamisoma. Die Ortsdosisleistung beträgt innerhalb der Siedlung 0,16 uSv/h, auf den umliegenden Feldern bis zu 0,6 uSv/h.

Laut Kenzo Hashimoto leben hier etwa 10000 Menschen aus den evakuierten Gebieten.

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Shinichiro Raku, einer der Einwohner, lädt uns zu sich ein. Auch wenn die Wohnungen oder „units“, wie man sie hier nennt, von außen ziemlich unscheinbar aussehen, bieten sie eine recht komfortable Innenausstattung. Die Wohnung besteht aus 2 Zimmern, einer Toilette und einem Badezimmer, alle nötigen Haushaltgeräte sind ebenso vorhanden. Trotz all dem beschweren sich die Bewohner von „Chikura“ über Tepco und fragen wann sie endlich nach Hause zurückkehren können...

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Das Besondere an „Chikura“ ist ein komplettes „Viertel“ in dem die Tierhaltung offiziell erlaubt ist. Anfangs hatte die Regierung generell die Tierhaltung in solchen Siedlungen verboten, da man die Beschwerden der Einwohner wegen Lärm und Allergien meiden wollte. Jedoch haben die Tierliebhaber darauf bestanden und holten aus der bereits evakuierten Sperrzone ihre Hunde und Katzen. Der Regierung blieb nichts anderes über als ein Teil der Siedlung dafür freizugeben.

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Unsere Reise in Fukushima geht nun zu Ende. Wir kehren zurück nach Tokio. Ich habe den ganzen Weg über geschlafen und wache erst vor dem Hotel im Kabuki (歌舞伎町)- Viertel auf. Unmengen an Menschen und Autos verschmelzen mit den bunten Lichtern der Leuchtreklamen. Die unendliche Hektik einer Millionenstadt. Ich kann es noch kaum glauben, dass ich heute Morgen durch das menschenleere, radioaktiv verseuchte Dorf Iitate mit meinen Dosimetern gewandert bin... Hier zeigt das Gerät 0,11 uSv/h an. Es ist sauber...

Tokio (東京) Tokio (東京) Tokio (東京)

 

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Die Sperrzone von Tschornobyl

Von Yevgen KRANZ Goncharenko

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