Lost Places - Sperrzone von Tschernobyl

Pripjat, Sperrzone von Tschernobyl und andere verlassene Orte

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Tschernobyl –2. Sommer 2010

Tschernobyl-2
Für diesen Ausflug  hatten wir keine besonderen Pläne und Ziele. Es wurde entschieden sich vor Ort zu orientieren. Mir ist aufgefallen, dass die interessantesten und produktivsten Touren immer dann entstehen, wenn man  keine grandiosen Pläne schmiedet und keine langen Vorbereitungen trifft, sondern rein intuitiv handelt.

Es ist 7.30 früh am Morgen. Wir verlassen Kiew. Die Woche war unheimlich heiss. Die Wetterexperten behaupten sogar, dass in diesen Tagen der Hitzerekord geschlagen wurde, der sich die letzten 64 Jahre hielt! Schon am frühen Morgen brennt die Sonne auf der Haut. Die Klimaanlage meines Autos läuft auf Hochtouren. Die Leute ziehen knappbekleidet mit Shorts und Badelatschen zum Strand, während wir in körperbedeckter Bekleidung (unanfechtbare Regeln des Strahlenschutzes) in die Zone von Tschernobyl hineinfahren.

Und nun, das legendäre „Tschernobyl-2“. Die Überhorizontradarstation zum Erkennen des Startes von US-Raketen (ihr Empfänger-Teil) wurde wegen der Katastrophe von Tschernobyl nie in Betrieb genommen. Das letzte Mal war ich hier im Herbst 2007 und verfasste diese Tschernobyl-2 Reportage.

In dieser drei Jahre alten Reportage gab es fast gar keine Fotos von den Antennen selbst. Damals dachte ich, dass es kein Sinn machen würde, diese riesigen Formationen aus der Nähe zu fotografieren. Ausserdem gab es ja schon mehr als genug von solchen Aufnahmen. Nachhinein bereute  ich ein wenig die Tatsache, dass in meinen Fotoarchiven kein vernünftiges Bild von den Antennen gibt. Es ist als ob ich in Indien war und kein Foto von Taj Mahal gemacht habe. Diesmal wollte ich diese Lücke endlich füllen.

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Ich erwähnte bereits in meiner vorherigen Reportage“ Tscgernobyl-2“ den Zustand der beiden Antennenfelder. In drei Jahren hatte er sich ganz offensichtlich nicht gebessert. In diesem Bericht möchte ich ein nicht ganz einfaches Thema der Zukunft  dieser  Unikate ansprechen. Man muss ehrlich zugestehen, dass deren Schicksal bereits feststeht. Niemand wird sie jemals restaurieren oder irgendetwas tun, um zumindest den heutigen Zustand zu erhalten. Tatsächlich ist  die Verzögerung der Demontage  nur eine Frage der Zeit, die durch die Suche nach neuen Technologien und Geldern bedingt ist.

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Eine  Sprengung wäre die billigste und einfachste Methode. Die ähnliche, jedoch etwas kleinere Konstruktion nahe der Stadt Nikolaev, wurde ebenso gesprengt. Genauso wurde in den 90-gern die Senderanlage von Tschernobyl  – 2 in  Ljubetsch auf die gleiche Art und Weise demontiert.

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Jedoch hier, in der Sperrzone von Tschernobyl, nur 10 km vom Kernkraftwerk entfernt, dürfen keine Sprengungen durchgeführt werden. Das Fallen solch einer riesigen Anlage würde ein kleines Erdbeben auslösen, von der Staubwolke ganz zu schweigen...  Diese Variante scheidet jedenfalls aus. Es bleibt nur akkurate Demontage mit Hilfe der Spezialkräne über. Solche Kräne, wie zum Beispiel die riesigen „Demag´s“ mit Hilfe deren damals „der Sarkophag“ über dem havarierten 4.Block errichtet worden war. Kurz gesagt, braucht man teuere Technik, jede Menge Personal und vor allem viel Geld.

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Bis jetzt befinden sich all die von mir oben erwähnte Mittel nicht im Besitz von „Komplex“(Betrieb in deren Obhut sich das Objekt befindet). Die Antennen rosten langsam vor sich hin, quietschen im Wind und bleiben Träume vieler Bungee-Springer, Paraglider und einfacher Extremtouristen aus der ganzen Welt.

Zuletzt ein Paar Fotos von den Räumlichkeiten der Steuerzentrale und der Militärsiedlung.

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Die Militärsiedlung ist gründlich zugewachsen. Durch das Fehlen der breiten Strassen ist es sehr schwierig, die einzelnen Gebäude im dichten Grün zu erkennen, von dem Fotografieren ganz zu schweigen. Es sind nur vier Objekte, die mehr oder weniger gut sichtbar sind: ein Lebensmittelgeschäft, das Kulturhaus, eins von den Wohnheimen und ein weiteres Wohngebäude.

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Im zweiten Teil meiner Reportage besuchen wir den Friedhof von Podlessnoje, den Güterhafen von Pripjat und das Dorf Schepelytschi.


 

 

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Die Sperrzone von Tschornobyl

Von Yevgen KRANZ Goncharenko

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